Liebesbier
Mein liebes Bier, nun endlich habe ich einen Anlass gefunden dir meine Zuneigung zu bekunden. Schon lange denke ich darüber nach, wie und wo ich am besten beginnen sollte, wenn ich diese Zeilen an dich richte.
Vor kurzem wurde in Israel die älteste Stätte zur Produktion von Bier gefunden. Du bist uns Menschen nun schon mehr als 13.000 Jahren bekannt und es verfestigt sich in der Wissenschaft immer mehr die Meinung, dass du ein wesentlicher Grund dafür bist, warum wir im Neolithikum vom Jäger und Sammler, zum Bauern und Hirten wurden. Die gemeinschaftliche Rauscherfahrung trug zur Bildung eines kollektiven Bewusstseins bei.
Die älteste Kultur der Welt, die Sumerer, schrieben bereits vor 5000 Jahren im ersten Epos der Menschheit, dem Gilgamesch Epos, dass Brot und Bier uns zu kultivierten Menschen mache. Es steht geschrieben, dass der Wilde, Enkidu, Brot aß und sieben Krüge Bier trank und zum Menschen ward.
Die Babylonier produzierten 1800 v. Chr. bereits zwanzig verschiedene Biere und die älteste Bierschankordnung wird im Codex Hammurabi erwähnt. Darin steht, dass die Wirtin, die minderwertiges Bier auszuschenken wagt, ertränkt wird.
In Ägypten wurden die Arbeiter bei den Bauten der Pyramiden mit Bier und Brot entlohnt und die Thraker und Kelten brachten dich bis ins heutige Europa.
Bei den Kelten wurde den Frauen als Mitgift stets der kupferne Braukessel überreicht, welcher „Camba“ genannt wurde. Schon damals wussten die Menschen, dass dir ein Geheimnis innewohnt, welches dich von einem alltäglichen Getränk, in einen göttlichen Trank verwandelt.
Die Germanen schrieben diese Wandlung dem Speichel Odins zu. Für die Ägypter war es der Grund, Bier immer in der Nähe der Backstuben zu produzieren. Das galt auch für die Mönche des Mittelalters, welche in Ihren Braustätten unter Zugabe der „Gottesgabe“, ihrer Würze zur Gärung abgeschöpften Schaum des letzten Bieres zugaben. Die Hefe, welche Zucker in Alkohol und Kohlendioxid umwandelt, ist mit dem bloßem Auge nicht erkennbar und daher blieb es bis ins 15. Jahrhundert ein Wunder, wenn ein Bier gelang.
In der Zeit der Hanse warst du wichtiges Handelsgut und man weiß davon zu berichten, dass Starkbiere aus der Stadt Einbeck bis nach Alexandria, in Ägypten, geliefert wurden.
Durch den 30-jährigen Krieg kam es dann zu weitreichenden Veränderungen und Umbrüchen. Bayern, welches aufgrund des ehemaligen römischen Einflusses, bis dahin eher als Weinland galt, hatte mit klimatischen Veränderungen zu kämpfen und nutze seine Chance als einer der Profiteure des 30-jährigen Krieges großflächig Hopfen anzubauen. Hildegard von Bingen hatte die Vorzüge dieser Pflanze für die Beständigkeit des Bieres entdeckt und die Mönche verhalfen dem Hopfen durch Ihre Klosterbrauereien als Beigabe zum Bier zum Durchbruch.
Ab dem 15. Jahrhundert begann sich, ausgehend von Bayern, die Kenntnis der kalten Gärung zu verbreiten, das erste Pils wurde in der Stadt Pilsen gebraut und die heute dominierenden Lagerbiere begannen ihren Siegeszug.
Wertes Bier, seit wir uns begegnet sind, hat sich einiges verändert, aber die Liebe zu dir ist beständig. Ich will dir den Anlass meiner Worte nicht vorenthalten, denn ich möchte von einer einzigartigen Brauerei mit Biererlebniswelt und Biererlebnisgastronomie berichten, welche deinen Namen trägt: „Liebesbier“.
Diese Insel der Bierseeligkeit liegt in der Kulturmetropole Bayreuth. Weltberühmt ist die Stadt durch die alljährlich im Festspielhaus auf dem Grünen Hügel stattfindenden Richard- Wagner- Festspiele. Das Markgräfliche Opernhaus gehört seit 2012 zum UNESCO- Weltkulturerbe.
Doch Bayreuth ist auch Heimat der 1887 gegründeten Brauerei Gebrüder Maisel. Erfahrung mit dem Bierbrauen hatten die beiden Brüder Hans und Eberhardt, stammten sie doch aus einer Familie, in der das Bierbrauen schon seit Jahrzehnten zum Alltag gehörte. Die Brauerei war erfolgreich, denn das Bier schmeckte den Leuten. Die Maisel-Brüder hatten ein feines Gespür für den Geschmack der Bevölkerung, aber auch für den Vertrieb. Sie brauten ein handwerkliches Bier in industriellem Maßstab und schafften es, dieses Bier weit über die Grenzen der Stadt hinaus zu vermarkten. Hinzu kam der technische Vorsprung, den die Brauerei im Laufe der Jahre geschaffen hatte. Eine saubere und reinliche Produktion war zur damaligen Zeit der Schlüssel zum Erfolg.
Die beiden Weltkriege forderten von den folgenden Generationen hohes kaufmännisches Geschick und mit einem Quäntchen Glück und Pioniergeist schafften die Brüder Hans und Oscar 1956 mit der Einführung eines Champagner-Weizenbieres (Kristall-Weizen) den Durchbruch.
1975 wurde das Champagner- Weizen um ein Hefeweizen ergänzt – 1987 in Maisel’s Weisse Original umbenannt – dieses befeuerte nicht nur den bundesweiten Trend zum Weissbier, sondern wurde für die Brauerei zum Erfolgsprodukt schlechthin. Maisel’s Weisse Original ist heute das Hauptprodukt der Brauerei Gebr. Maisel.
In den 90er Jahren stand die Übergabe des Unternehmens an die nächste Generation an. Sowohl der Sohn von Hans Maisel, Andreas, als auch Jeff, der Sohn von Oscar kamen ins Unternehmen. Viel zu früh starb Andreas Maisel am 3.8.2007 und Jeff Maisel übernahm – stellvertretend auch für die beiden Töchter von Andreas Maisel – die Leitung der Brauerei.
Mit der Marke Maisel & Friends ist die Bayreuther Brauerfamilie seit 2012 Vorreiter im immer stärker wachsenden Segment der modernen Bierspezialitäten. Es entstehen neue, kreative Interpretationen internationaler Biertypen, die überraschende Geschmackserlebnisse bieten und für die besonderen Genussmomente gebraut werden. Aus Liebe zum Bier (zu dir) ging im Frühjahr 2016 ein Herzenswunsch von Jeff Maisel in Erfüllung und das „Liebesbier Restaurant & Bar“ wurde eröffnet. Das Liebesbier befindet sich inmitten des Brauereigeländes, dort, wo früher du mein liebes Bier bis zur Vollendung reifen durftest.
Rund um das Liebesbier befindet sich ein Bier-Eldorado, das in seiner Gesamtheit in Deutschland einzigartig ist und das die Besucher auf eine Reise durch vier Generationen Brautradition mitnimmt. Im Gebäude der alten Brauerei Gebr. Maisel aus dem Jahr 1887 ist neben „Maisel’s Bier-Erlebnis-Welt“ mit den stillgelegten, kraftstrotzenden Dampfmaschinen, kupfer-glänzenden Sudkesseln und alten Kühlschiffen auch die „Maisel & Friends Brauwerkstatt“ untergebracht. Die Besucher können dort handwerkliche Braukunst und den kompletten Brauprozess live miterleben – von der Malzschroterei, über Sudhaus und Gärkeller bis zur Holzfassreifung.
Das „Liebesbier“ ist der Ort, an dem die Gäste in die wunderbare Welt der Biere und des Handwerks eintauchen können. Die Besucher blicken den Braumeistern bei der Arbeit über die Schulter und genießen das Bier, welches dort gebraut wird. Der gemütliche Gastraum hat 300 Innenplätze, einen offenen Kamin und ein großes Fenster zur Küche, so dass die Gäste den Köchen bei der Zubereitung der Speisen zusehen können. Das Herzstück ist die 25 Meter lange Theke, denn dort finden 21 Biere vom Fass und etwa 80 Biere aus der Flasche den Weg ins Glas. Zu den kulinarischen Genüssen werden auf Wunsch vom geschulten Personal Bierempfehlungen gegeben. Das handwerkliche Gesamterlebnis wird durch eine hauseigene Bäckerei, welche das Brot für das Liebesbier herstellt und die sich mitten im Wintergarten befindet, abgerundet. Zudem kommt der Kaffee aus der KaffeeManufaktur Crazy Sheep, die sich direkt nebenan in einer ehemaligen Gabelstaplerwerkstatt befindet.
Das Restaurant wurde innerhalb kürzester Zeit mit dem Fizzz-Award als „Bestes Bierkonzept Deutschlands“ sowie mit der „Goldenen Bieridee“ des Bayerischen Brauerbundes und des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes ausgezeichnet. Bei Maisel & Friends tauchen die Besucher in die unvergleichliche Atmosphäre aus vier Generationen Brautradition, modernem Brauhandwerk und der Leidenschaft zu außergewöhnlichen Bierspezialitäten ein. Tradition trifft hier auf Innovation und Moderne. Der Name Liebesbier kommt nicht von ungefähr. Mit dem ersten Schritt über die Schwelle tauchen die Besucher in eine unvergleichliche Atmosphäre ein, denn jeder einzelne Backstein erzählt die Geschichte der Brauerei und verströmt die Liebe zum Brauhandwerk. Von nahezu allen Tischen aus kann man die Sudkessel oder die 30 Holzfässer sehen, in denen ausgewählte Biere reifen. Auch den Gärvorgang können sich die Gäste ansehen und von oben in offene Bottiche blicken. Auf Wunsch entführt ein Biersommelier die Gäste auf eine Reise durch die abwechslungsreiche Welt der Bierspezialitäten und hilft den Gästen, das richtige Bier zum Essen auszuwählen.
Seit dem 01.01.2022 dürfen wir dann auch noch von dir träumen, das von mehreren Architekten konzipierte Liebesbier Urban Art Hotel öffnet seine Türen. Es verfügt über 67 Zimmer und neun Apartments, die von über 50 Urban Art Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt individuell gestaltet wurden. Die Kreativen haben auch für farbenfrohe und kunstvoll gestaltete Innen- und Außenwände des Hotels und damit einen neuen Anziehungspunkt auf dem Brauereigelände von Maisel & Friends gesorgt.
Als wenn all dies nicht schon alle Bedürfnisse rund um das Thema Bier abdecken würde, hat Maisels & Friends mit Michael König einen Biersommelier, der bereits seit 2016 seine Kreativität und Innovation in das Unternehmen einbringt. Die Idee eines Hobbybrauerwettbewerbs stand schon länger im Raum und verdichtetet sich beim World Beer Cup in Nashville, als Michael und seine Biersommelierkollegin Andrea Kalrait, als Teil der Jury, über diesen Gedanken ins Gespräch kamen. Daraus entwickelte sich die Partnerschaft zwischen Maisel & Friends und der Bierviale, denn die Community der Hobby- und Heimbrauer wächst, und beide Akteure möchten die Szene mit ihrem Wissen unterstützen.
Seit der Premiere 2019 wird die „Home Brew Bayreuth“ als Pflichttermin für Hobby-, Heimbrauer und Bierinteressierte im süddeutschen Raum gehandelt. Das Event findet jährlich statt und bringt die Heimbrauerszene näher zusammen. Mit 160 eingereichten Bieren, Tedenz steigend, ist die logistische Abwicklung bereits eine Herausforderung, welche durch weitere Digitalisierung stetig verbessert wird.
Der Erfindergeist und die Kreativität der Hobbybrauer ist genial – sagt Michael und hofft, dass noch viele leckere Biere in den Kellern, Küchen und Garagen bierverliebter Menschen entstehen.
Der Gewinner der „Home Brew Bayreuth 2021“, Fernando Coppi, arbeitet seit letztem Jahr bei der europaweit bekannten niederländischen Brauerei Jopen in Haarlem.
Das spricht dann wohl für sich.
Der Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs Markus Stüttgen, kommt aus Dormagen und konnte mit seinem Flaming Amber am 04.02.2022 überzeugen. Mit der Brauerei Schluckspecht hat er einen eigenen Weg eingeschlagen.
Liebes Bier, wenn das nicht Liebe ist.